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Coronavirus (COVID-19) im Familienalltag

(Update 27.01.2021) Aktuell gibt es zum Coronavirus mehr als ausreichend Zahlen, Meinungen und Statistiken und ein jeder kann daraus machen, was er will.

Das hilft im Alltag sehr wenig die Ängste zu beruhigen, die viele Eltern haben. In diesem Artikel habe ich deshalb einen mehr praktischen Ansatz verfolgt, damit wir uns auf das Wesentliche konzentrieren können.

Immunsystem von Kindern stärken gegen COVID-19

Hier habe ich einige Empfehlungen zusammengetragen, wie ich auch momentan das Immunsystem meiner Familie stärke:

  1. Ingwer, Oregano, Knoblauch, Walnüsse, grünen Tee, Granatapfelsaft, Apfelessig und Pilze (z.B. Shiitake) wirken allgemein gegen Viren.

  2. Früchte und Gemüse aller Farben sind reich an Vitamin C und Antioxidantien, die uns schützen.

  3. Viel trinken - sei es Wasser, Tee, Suppe oder Knochenbrühe.

  4. Zucker auch in Form von Getränken vermeiden. Kein Junkfood!!! Zucker kann die Zahl unser weissen Blutzellen um bis zu 50 % über Stunden reduzieren und damit unsere Fähigkeit, Krankheitserreger abzuwehren.

  5. Mehr fermentierte, probiotische Lebensmittel wie Sauerkraut oder Kefir.

  6. Immunstärkung durch Omega-3-Fettsäuren (z.B. Fischölkapseln)

  7. Täglich ein wenig Bewegung an der frischen Luft und Sonne. Es steigen auch die Spiegel von Vitamin D, welches auch an der Infektabwehr beteiligt ist.

  8. Wer zuwenig schläft, reduziert ebenfall die weissen Blutkörperchen, die so wichtig für die Infektabwehr sind. Aus dem gleichen Grund sollten wir unser Stressniveau niedrig halten.

Falls Dein Kind krank wird…Therapie einer Coronavirusinfektion

Medikamente, die gegen das Virus wirken, haben wir bisher nicht. Tamiflu ist gegen das Coronavirus wirkungslos. Das Remdesivir ist zwar zugelassen, scheint aber eine begrenzte Wirksamkeit zu haben. Aktuell ist wieder mal Colchizin - aber gute Zahlen haben wir dazu noch nicht.

Wir haben aber weiterhin unseren gesunden Menschenverstand und dieser hilft uns, wie auch bei einer Grippe oder einer Erkältung, die Symptome in Absprache mit dem Kinderarzt symptomatisch zu behandeln.

…denke daran - bloss keine Panik. Es wird sich bei Euren Kindern am Wahrscheinlichsten wie eine stinknormale Grippe verhalten, vor der wir bisher auch keine Angst hatten. Was tun wir z.B. bei einer Grippe?

  1. Fieber wann immer möglich nicht senken! Es ist ein Abwehrmechanismus unseres Körpers und hilft, den Virus schneller loszuwerden. Mit jedem Grad Körpertemperatur nimmt auch die Stärke der Immunabwehr zu. Senke das Fieber nur dann, wenn Dein Kind Schmerzen hat, nicht trinken kann oder aus anderen Gründen leidet. Weitere Tipps zur natürlichen Fieberbehandlung findest Du hier.

  2. Achte auf die Ernährung! Tipps dazu findest Du hier. Vitamin C und D sind immer eine gute Idee und helfen der Immunabwehr.

  3. Die sanfte Schröpftherapie ist bei Atemwegsinfektionen ein sehr effektives Mittel! Falls Du noch keine Erfahrung mit dem Schröpfen hast, dann gibt es keinen besseren Grund damit anzufangen, als eine Virusinfektion.

  4. Die Erfahrenen können auch je nach Symptomen homöopathische Arzneimittel verwenden. Kritiker mögen einwenden, dass dies ist nur Zucker ist und nicht wirkt. Nun ja, im schlimmsten Fall wirkt es halt nicht. Es hat aber keine Nebenwirkungen und ich habe bei meinen Patienten erstaunliche Besserungen von Husten, Halsweh und Fieber gesehen. Die am Häufigsten verwendeten homöopathischen Mittel scheinen Bryonia, Ars. album und Gelsemium zu sein. Ausprobieren schadet also nicht, wenn es keine besseren Alternativen gibt!

Wie Du einzelne Symptome behandelst, findest Du hier und hier.

Im Mami-heilt-Kurs kannst Du online das klassisch-medizinische Grundwissen UND die effektivsten natürlichen Therapien lernen, die sich in meiner Praxis als Kinderärztin und in meinem Alltag als Mutter bewährt haben (seit diesem Jahr gibt es auch eine spezielle Coronavirus-Lektion mit allem, was ich in der Praxis dazu weitergebe):


Übertragung des Virus

Bisher bekannte Infektionswege sind

  1. Tröpfcheninfektion über die Luft über Entfernungen < 2 Meter (z.B. Husten)

  2. Körperkontakt (z.B. Händedruck, Küsse)

  3. Nahrungsaufnahme (z.B. Nutzung von gleichem Besteck, Geschirr)

Können gesunde Kinder das Virus übertragen?

Ja, auch gesunde Kinder können das Virus übertragen, wobei jedoch unklar bleibt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für eine Ansteckung bei Kontakt mit asymptomatischen Trägern des Virus ist. In Anbetracht der aktuellen Ausgangsbeschränkungen hat diese Frage aber an Relevanz verloren.

Überlebt das Virus auf Oberflächen?

Ja. Je nach Oberfläche kann das Virus mehrere Stunden, vielleicht sogar mehrere Tage überleben. Diese Studie (7) hat die Überlebenszeiten des Virus je nach Umgebung untersucht.

  • in der Luft - mindestens 3 Stunden

  • Kupfer - 8 Stunden

  • Pappe - 8 Stunden

  • Rostfreier Stahl - 48 Stunden

  • Plastik - 72 Stunden

Vorsicht ist weniger daheim, sondern natürlich in öffentlichen Räumen geboten. Eine kleine Flasche mit Desinfektionsmittel dabei zu haben kann nicht schaden.

Kann ich Waren aus betroffenen Ländern bestellen?

Auf diesem Wege kann das Virus nach heutigem Wissensstand nicht übertragen werden, da die Waren in der Regel Tage bis Wochen unterwegs sind und das Virus so lange nicht überleben kann. Wer sich trotzdem nicht sicher und darauf nicht angewiesen ist, kann die kommenden Monate auf Bestellungen verzichten. Davon geht die Welt nicht unter!

COVID-19 Infektion durch verunreinigte Nahrungsmittel?

Obwohl Coronaviren in menschlichen Ausscheidungen nachgewiesen wurden, ist dieser Übertragungsweg extrem unwahrscheinlich, wenn Nahrungsmittel gut gewaschen bzw. gekocht werden.

Ist eine Coronavirus-Ansteckung durch Haustiere möglich?

In den Medien wurde von einzelnen Fällen der Infektion von Tieren (meist Katzen, aber leider auch bei Nerzen) berichtet. Es gibt aber bisher keine Belege dafür, dass Haustiere wie Hunde und Katzen ihrerseits als Überträger des Virus in Frage kommen. Vorsichtshalber wird empfohlen, unnötigen Kontakt mit fremden Tieren zu vermeiden.

Symptome einer Coronavirusinfektion

Laut einer Studie aus dem New England Journal of Medicine vom 28. Februar 2020 (1) können folgende Symptome auftreten:

  1. Fieber

  2. trockener Husten

  3. Atemnot, Engegefühl in der Brust

  4. Grippale Beschwerden (Halsschmerz, Schnupfen, Kopfschmerz, Muskelschmerz)

  5. seltener Erbrechen und Durchfall

  6. Fehlender Geruchs- oder Geschmackssinn

Soweit wir wissen, verläuft im Gegensatz zur saisonalen Grippe die Infektion bei Kindern sehr mild. Es wurden bisher (Stand 25.03.2020) gar keine Todesfälle bei Kindern zwischen 0 bis 9 Jahren berichtet. Die Sterberate steigt mit zunehmendem Alter und liegt in der Altersgruppe zwischen 10 und 39 Jahren bei 0.2 Prozent. (2,3)

Schwangere gelten inzwischen als Risikogruppe, da Studien auf einen schwereren Krankheitsverlauf nach Infektion mit dem Coronavirus hindeuten. Ob und wie häufig die Infektion auf das ungeborene Kind übertragen werden kann, ist aktuell anhand der Studienlage nicht abschliessend beurteilbar.

Die Inkubationszeit, also die Zeit bis zum Auftreten von Symptomen beträgt im Mittel 4 Tage, kann aber individuell von 1 bis 18 Tagen variieren - daher auch die meistgenutzte 10-14tägige Quarantäne: sie soll alle asymptomatischen Träger “aufdecken”.

Wann sollte man sich testen lassen?

Es wird momentan empfohlen, sich testen zu lassen wenn man Fieber, Husten und/oder Atemnot hat (5). Aufgrund der begrenzten Anzahl zur Verfügung stehender Tests hat das CDC (Centers for Disease Control) eine Stufeneinteilung der Prioritäten vorgenommen.

  1. Priorität: Krankenhauspatienten und Krankenhauspersonal mit Symptomen

  2. Priorität: Patienten mit Symtpomen in Alters- und Pflegeheimen, die älter als 65 Jahre sind, Patienten mit Vorerkrankungen, medizinisches Personal ausserhalb der Krankhenhäuser (Arztpraxen, Rettungsdienst)

  3. Priorität: Personen mit Symptomen, die nicht in die obigen Kategorien gehören, Personen mit milden Symtpomen in Risikoregionen, Personen ohne Symtpome, die für die Infrastruktur wichtige Berufe ausüben

    Keine Priorität: Personen ohne Symptome

In allen anderen Fällen sollte man sich und seine Familie daheim behandeln wie bei einer Erkältung oder einer Grippe und bei Fragen den Hausarzt telefonisch kontaktieren.

Wie schütze ich meine Familie vor dem Coronavirus?

Helfen denn die Schutzmasken gegen COVID-19?

Die Nutzung von chirurgischen Schutzmasken (s. Bild unten ⬇️) ist für die gesunde Allgemeinheit der Kinder unter 12 Jahren nicht empfohlen.

Korrekter gesagt: die Maske schützt nicht das Kind, was diese Maske trägt. Sollte das Kind infiziert sein und keine/wenig Symptome haben, gibt es eine gewisse Schutzwirkung insofern, dass dieses Kind weniger andere Kinder und Erwachsene anstecken wird. (gilt übrigens für jede Virusinfektion)

Chirurgische oder “hygienische” Masken


Erkrankte Personen und medizinisches Personal sollten aber eine Maske tragen, um Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung oder sich selbst zu schützen.

Es gibt spezielle Schutzmasken (FFP3) für medizinisches Personal, die auch vor einer Infektion mit Viren schützen können. Diese sind leider sehr teuer und schwer im Handel zu bekommen.

Etwas weniger stark schützen FFP2 Masken, diese sind auch einfacher erhältlich (und klar wirksamer als die einfachen chirurgischen Masken).

Ein weiteres Problem ist, dass FFP3/FFP2-Halbmasken für Kinder sowieso meist zu gross sind, Mund und Nase nicht dicht abschliessen und somit sowieso ungenügend schützen.

Ein gewisser Schutzeffekt entsteht, wenn ALLE (ohne Ausnahmen) eine Maske tragen. Die weiterhin wirksamste Massnahme ist aber leider das Abstandhalten.

Atemschutzmaske FFP-Schutzklasse 3

Hygienemassnahmen bei Virusepidemien

  1. Händewaschen/Desinfizieren nach Kontakt mit der Aussenwelt. Wenn man sich nur im eigenen Haushalt bewegt, ist das schwierig durchzuhalten und weniger sinnvoll. Eine gute Option ist das Waschen mit Seife und warmem Wasser für 30 Sekunden. Desinfektionsmittel mit mindestens 60%-igem Ethanol können ebenfalls genutzt werden. Diese scheinen mindestens 60% aller Coronaviren abzutöten (6). Egal ob Seife oder Desinfektionsmittel ist vor allem die Länge des Händewaschen wichtig. Fünf Sekunden reichen eben nicht aus!

  2. Wir und unsere Kinder sollten unser Gesicht so wenig wie möglich berühren. Das ist einfacher gesagt als getan wenn man bedenkt, dass wir das im Mittel bis zu 50 Mal in der Stunde machen. Es schadet aber nichts, uns selbst und unsere Kinder immer wieder daran zu erinnern.

  3. Daheim bleiben bei leichter Erkrankung - ansonsten setzt man sich selbst und Andere einem erhöhten Ansteckungsrisiko aus.

  4. In den Ellbogen oder Taschentuch husten - eine Gelegenheit, unseren Kindern zu zeigen, wie genau man es machen sollte. Das Taschentuch muss nach einer Benutzung weggeworfen werden.

  5. Mindestens 1.5 Meter Abstand von kranken Personen halten bzw. natürlich bei nachweislich COVID-19-Infizierten den Kontakt möglichst komplett vermeiden.

  6. Nasenspülungen und Gurgeln mit Salzwasser am Abend können in der Erkältungssaison helfen, Viren zu entfernen, bevor sie sich festsetzen.

Reisen

Im Moment ändern sich die Reiseempfehlungen jeden Tag. Meine Familie und ich haben entschieden, dass es unter diesen Umständen unmöglich ist, überhaupt Ferien zu planen. Jede Reise, die nicht unbedingt sein muss, haben wir abgesagt.

Ich finde aber, dass es unter diesen Umständen sicher Schlimmeres gibt, als die Oster- und Sommerferien auf Balkonien zu verbringen. So kann die Familie wieder etwas enger zusammenrücken. Wir wissen nicht, wo wir in einigen Monaten stehen werden und vielleicht können wir zumindest unser eigenes Land wieder bereisen 🙂.

Quellen

  1. https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2002032

  2. https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2761659

  3. http://weekly.chinacdc.cn/en/article/id/e53946e2-c6c4-41e9-9a9b-fea8db1a8f51

  4. ttps://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)30360-3/fulltext

  5. https://www.cdc.gov/coronavirus/2019-ncov/hcp/identify-assess-flowchart.html

  6. https://www.journalofhospitalinfection.com/article/S0195-6701(20)30046-3/fulltext

  7. https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html

  8. https://www.cdc.gov/coronavirus/2019-ncov/index.html

  9. https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMc2004973