Dr Kemper CH

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Bloss kein Brot für Kinder?

Gibt es jemanden, dem Brot nicht schmeckt? In vielen westlichen Ländern ist es jedenfalls aus dem Alltag von Kinder und Erwachsenen nicht wegzudenken.

Andererseits wollen wir natürlich auch gesund essen und so verwundert es nicht, dass ich in der Praxis immer wieder nach meiner Meinung zum Brot gefragt werde. 


Je dunkler das Brot, desto gesünder ist es - auf diese Formel können wir uns wahrscheinlich alle einigen. Aber warum? 

Hauptgrund dafür sind natürlich die Inhaltsstoffe. Pro 100g finden wir:

  • Weizenbrot: 49g Kohlenhydrate, 7g Protein, 1g Fett, 250 Kalorien

  • Vollkornbrot: 41g Kohlenhydrate, 7g Protein, 1g Fett, 200 Kalorien

  • Dunkles Mischbrot: 34 g Kohlenhydrate, 6g Protein, 1g Fett, 165 Kalorien

  • Roggenbrot: 30 g Kohlenhydrate, 4g Protein, 0.5g Fett, 145 Kalorien


Kurz gefasst hat das Weizenbrot, dass die meisten jeden Tag essen, deutlich mehr Kohlenhydrate und Kalorien als alle anderen Brotarten. 

Wichtig ist aber auch, wie das Brot hergestellt wird und welche Teile des Getreides dabei verloren gehen. Warum?

Die Vollkornvariante des Weizenbrotes ist deutlich besser als das einfache Weizenbrot, entsprechend des enthaltenen Vollkorn- oder einfachen Weissmehls. 

Vollkornmehl ist deswegen so gesunde, weil alle Teile des Getreidekorns verwendet werden. Im Weissmehl ist keine Kleie mehr enthalten. Auf diese Weise gehen aber auch der Grossteil der Fasern, Vitamine und Spurenelemente verloren. 

Aber gerade diese brauchen wir für unsere gesunde Ernährung und besonders die Fasern zur Gesunderhaltung unseres Darmes.


ES LEBE ALSO DAS VOLLKORNSAUERTEIGBROT

Das Vergären des Brotteiges, die Herstellung des Sauerteiges macht das Brot schmackhafter und besser verdaulich, ohne das viel Salz, Zucker oder Gewürze zugegeben werden müssen. Leider wird heute aus verschiedenen Gründen Hefe statt Sauerteig verwendet. 

Im deutschsprachigen Raum findet man zum Glück beim Bäcker noch eine grosse Auswahl an Sauerteigbroten. Im Zweifelsfall kann man natürlich auch Sauerteig daheim selbst herstellen. 

OFT WERDE ICH AUCH GEFRAGT, OB MAN NICHT KOMPLETT AUF BROT BEI KINDERN VERZICHTEN SOLLTE. 

Die Antwort ist ein klares JEIN 😁. Aus den oben angeführten Gründen kann man tatsächlich auf einfaches Weizenbrot verzichten. Es enthält mehr Energie, mehr Zucker und weniger wertvolle Inhaltsstoffe als andere Brotsorten. Es erhöht den Blutzucker sehr schnell und führt aber auch dazu, dass Dein Kind sehr schnell wieder Hunger hat und erhöht damit die Gefahr von Übergewicht. 

Für alle, die als Familie auf Brot nicht verzichten wollen, gibt es außer dem einfachen Weizenbrot eine grosse Auswahl von Broten. 

Falls Dein Kind kein Brot mag, dann ist das gar kein Problem. Solange es täglich Früchte und Gemüse isst, nimmt es genügend Nährstoffe auf. 

Einige Studien haben gezeigt, dass eine Ernährung ohne verarbeitete Kohlenhydrate (Paleo) oder zumindest kohlenhydratarme Ernährung (mediterrane Diät) die durchschnittliche Lebenserwartung erhöhen. Untereinander sind diese Ernährungsarten bisher aber nicht verglichen worden. 

Jedenfalls stellt es kein Gesundheitsrisiko für Kinder dar, wenn sie kein Brot essen möchten. 

Nach Studienlage profitieren vor allem folgende Personengruppen von einer kohlenhydratarmen Diät: 

  • Diabetiker

  • Übergewichtige (auch Kinder)

  • Menschen mit Bluthochdruck

  • Menschen mit erhöhtem Cholesterin

  • Menschen mit Glutenunverträglichkeit (hier wird komplett auf Brot verzichtet)

WAS SOLL ICH JETZT MEINEM KIND GEBEN?

Meine Empfehlungen für den Familienalltag sind folgende:


  1. Falls Dein Kind übergewichtig ist oder Cholesterinprobleme hat, solltest Du den allgemeinen Brotkonsum (egal welche Brotsorte) reduzieren. Der Nutzen für die Gesundheit zeigt sich schon nach wenigen Wochen. 

  2. Ein Leben ohne Brot ist kein Gesundheitsrisiko. Wer möchte, kann Alternativen wie Reiswaffeln oder getoastete Süsskartoffelscheiben ausprobieren. 

  3. Übertreibe es nicht mit dem Nachforschen und Optimieren. Probiere einfach aus, was für Dich und Deine Familie stimmt. Ich probiere regelmäßig neue Rezepte aus und neue Brotsorten, die ich beim Bäcker entdeckt habe. Nur so kann ich sagen, ob es schmeckt und ob ich mich auch gut danach fühle. Ähnliche geht es meinen Kindern. In unserer Familie haben wir das Brot nicht abgeschafft. Weisses Brot gibt es allerdings nicht. 

  4. Alles in Maßen - Dein Kind sollte nicht übermäßig viel Brot essen, egal wie gut die Qualität ist. Qualitativ hochwertiges Brot führt allerdings über seinen höheren Gehalt an Fasern und den geringeren Gehalt an Kohlenhydraten zu einer schnelleren und länger andauernden Sättigung. 

  5. Suche Brot aus alten Getreidesorten, die so wenig wie möglich verarbeitet wurden. Klar ist ein dunkles Brot in der Regel gut, aber wirf auch einen Blick auf die Inhaltsstoffe oder frag den Bäcker. Manchmal wird die dunkle Farbe durch Farbstoffe erreicht. Vielleicht lohnt sich für Dich auch ein Brotbackautomat und Du kannst Deine eigenen Mischungen zusammenstellen. Das spart kein Geld, aber man weiss, was drin ist. Versuch doch mal, Sauerteig selbst herzustellen.

    Meine Erfahrung ist zwar, dass man am Anfang viel Geduld und Ausdauer braucht (viele meiner Versuche sind auf dem Kompost gelandet), aber irgendwann klappt es dann. Proteinbrote (z.B. mit Soja) enthalten mehr Fett/Protein und weniger Kohlenhydrate. Auch wer keine Gesundheitsprobleme hat, sollte ein solches Brot zumindest einmal ausprobieren.

    Das violette Brot ist als Mode 2016 aufgekommen, bisher sehe ich aber nicht, dass es sich großer Beliebtheit erfreut. Der Zusatz von Farbstoffen aus schwarzem Reis führt zu dieser Färbung. Der Geschmack entspricht aber meist dem von Weissbrot. Es soll gesünder sein,weil es mehr Antioxidantien enthält und vom Körper angeblich langsamer verstoffwechselt wird. Studien dazu habe ich aber keine gefunden. 

  6. Leider mögen Kinder nicht nur qualitativ gutes Essen, sondern alles was Kohlenhydrate drin hat. Ginge es nach meinen Kindern, würden sie sich nur von Pommes, Nudeln und Brötchen ernähren. Ich verbiete das alles nicht, aber versuche ein gesundes Gleichgewicht mit Früchten und Gemüse zu gewährleisten. Was nicht in Frage kommt sind Cornflakes zum Frühstück, Kekse in der Schule, Nudeln zum Mittag und dann noch Pizza am Abend. Statt Cornflakes gibt es bei uns Haferflocken mit etwas Ahornsirup und Roggenbrot in der Schule. Nur am Sonntag können wir auf den Butterzopf nicht verzichten. 

Also nochmal…

Keine Angst! Ernährungsrichtlinien kann man sich anschauen, aber am Ende ist jeder Mensch und jede Familie anders. Probiere aus, was Dir und Deinen Kindern am besten schmeckt und doch gesund ist. Gesundheit hängt nicht nur von der Frage “Brot- ja oder nein” ab, sondern auch von anderen Faktoren, wie regelmäßiger Bewegung, sowie geistiger und sozialer Herausforderung.