Zeckenstiche bei Kindern - Mit Klebeband auf Zeckenjagd?
Wer einen Hund oder Katzen hat, der hat schon mit Zecken zu tun gehabt. Als Stadtmensch kommt man weniger mit diesem Insekt in Kontakt und weiss sich bei der ersten Begegnung erst einmal nicht zu helfen. Im Umgang mit Zecken gibt es Einiges zu beachten und gerade wenn kein Arzt zur Stelle ist, ist es gut, das Wesentliche schon einmal gehört zu haben.
Was Du über Zecken wissen solltest
Die Zecke, im Volksmund auch Holzbock genannt, lebt in Wiesen, Wäldern und Gärten auf Büschen und Sträuchern.
Sie fliegt nicht, sie springt nicht und sie fällt auch nicht von den Bäumen auf uns herab.
Wenn wir aber durch bis zu schulterhohes Gebüsch laufen, dann kann sie durch das Abstreifen von Ästen und Blättern direkt auf unsere Haut gelangen.
Es gibt Körperteile, die von der Zecke bevorzugt werden: Achseln und Kniehöhlen, aber auch die Leiste und der behaarte Kopf gehören dazu. Diese Stellen solltest Du nach einem Ausflug in Zeckengebiete besonders sorgfältig absuchen.
In nicht-vollgesaugtem Zustand sind die Insekten sehr klein und etwas schwierig von der Haut zu entfernen. Hier kann ein breites Klebeband helfen, das einfach über die flüchtende Zecke auf die Haut geklebt wird.
Wie entferne ich eine Zecke?
Findest Du bei Deinem Kind eine Zecke, dann kannst Du sie durch Deinen Kinder- oder Hausarzt entfernen lassen. Dieser ist aber nicht immer verfürgbar und ich verstehe auch den Drang, das Insekt so schnell wie möglich loszuwerden.
Da heisst es kühlen Kopf zu bewahren und die Zecke nicht zu stressen. In Stresssituationen kann sie nämlich mehr Speichel in die Stichwunde abgeben, welcher Krankheitserreger enthalten kann.
Korrekte Entfernung einer Zecke mit einer Pinzette
Fasse die Zecke nicht mit blossen Händen an und quetsche sie nicht.
Verwendest Du eine Pinzette, dann sollte diese spitz sein, denn breite Pinzetten quetschen ebenfalls die Zecke ein.
Gib kein Öl, Alkohol oder Desinfektionsmittel auf die Zecke.
Wenn Du Dich zur Selbsthilfe entscheidest, dann gibt es im Handel verschiedene Instrumente. Es lohnt sich, eines davon daheim zu haben.
Zeckenentferner im Kreditkartenformat für die Geldbörse
Welches Hilfsmittel Du auch nimmst, die Grundtechnik ist immer die gleiche.
Die Zecke wird NICHT am Körper, sondern direkt am Kopf fixiert und herausgezogen. Die Zecke sollte man in einem kleinen Gefäss (z.B. leeres Marmeladenglas, mit Deckel versteht sich! 😉) aufbewahren, falls diese im Labor auf Krankheitserreger untersucht werden muss.
Danach musst Du den Stich gut desinfizieren (nicht vergessen!) und in den kommenden Tagen beobachten.
Leichte Rötungen sind unbedenklich und bedürfen keiner weiteren Therapie.
Das Erythema chronicum migrans ist eine Rötung, die sich wie ein Ring nach aussen vergrössert.
Hier noch ein Beispiel eines Erythema chronicum migrans - hier ist der Ring bereits viel grösser!
Tritt das charakteristische, kreisrunde Erythema chronicum migrans ("ECM, wandernde Rötung”) auf, dann musst Du zum Arzt gehen, damit dieser eine antibiotische Therapie beginnt.
Homöopathie bei Zeckenbiss
Direkt nach dem Stich kannst Du unterstützend ein homöopathisches Mittel geben:
Ledum C200 ist das Hauptmittel, welches grundsätzlich bei Zeckenbissen empfohlen wird (übrigens auch bei Spinnenbissen, Tausenfüsslern etc.). Es sollte einmalig möglichst bald nach dem Zeckenbiss verabreicht werden, um die Heilung zu unterstützen. Ledum soll auch vorbeugend gegen eine Lyme-Borreliose wirken. In Risikogebieten wird häufig am nächsten Tag eine erneute Gabe von Ledum C200 empfohlen.
Im Verlauf:
Die Einstichstelle sollte sowieso gut beobachtet werden: wenn sich eine rosarote, weiche, warme Schwellung zeigt (wie nach einem Bienenstich), dann sollte Apis C30 gegeben werden bis zur Besserung.
Wenn die Schwellung eher bläulich und äusserlich kühl wird, aber vom Patienten als brennend empfunden wird und sich mit kühlen Umschlägen bessert, dann ist Ledum C30 (oder sogar Ledum C200) die bessere Wahl und sollte gegeben werden bis zur Besserung der Symptome.
Wie kann ich Zeckenstichen vorbeugen?
Die nachfolgenden Massnahmen gelten natürlich nicht für jeden, der einen Spaziergang machen möchte! 🙄
Du solltest aber Vorsichtsmassnahmen treffen, wenn Du öfter schon nach einem Spaziergang bei Deinen Kindern oder bei Dir Zecken gefunden hast, oder wenn Euer Wohnort ein Hochrisikogebiet ist.
Zeckensticken und Infektionen vorbeugen - das sind alles gute Massnahmen
Was kannst du also tun?
Nach Möglichkeit solltest Du immer in der Mitte des Weges laufen um nicht alle Büsche und Sträucher abstreifen
Ziehe helle Kleidung an, denn darauf sind Zecken besser erkennbar.
Trage einen Hut, Kleidung mit langen Ärmeln, lange Hosen, feste Schuhe und ziehe die Socken über die Hose.
Zecken halten sich gern auf alten Baumstämmen auf, also besser nicht länger darauf sitzenbleiben.
Nur natürlichen Zeckenabwehr eignet sich Zitroneneukalyptusöl (= Citriodiol). Eine Mischung zum Einreiben kannst Du selbst herstellen (20 Tropfen Zitroneneukalyptusöl auf 100 g flüssiges Kokosöl). Je nach Aussentemperatur ist das Kokosöl fest und muss erst noch im Wasserbad aufgewärmt werden, bevor das Citriodiol dazugegeben wird. Das Zitroneneukalyptusöl wirkt ähnlich stark wie chemische zeckenabweisende Mittel (z.B. DEET).
Falls Dein Kind empfindliche Haut hat, würde ich zunächst nur einen kleine Menge auftragen und schauen, ob es zu Hautreizungen kommt.
Das Öl sollte besonders an den von den Zecken bevorzugten Stellen (Achsel, Leiste, Kniekehle, Kopf/Hals) aufgetragen werden.
Und noch etwas: falls Du Dir schon immer Hühner oder Enten anschaffen wolltest, Dein Partner aber dagegen war, hast Du jetzt noch ein zusätzliches Argument. Das Federvieh vertilgt neben anderen Insekten auf Zecken und hält sie so in Schach 😅.
Plagen Euch mehr die Mücken als die Zecken? HIER könnt Ihr den entsprechenden Artikel mit Tipps und Tricks finden!
Bis zum nächsten Mal,
Dr. Susanna 🌷