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Magen-Darm-Grippe bei Kindern

Oh, die Magen-Darmgrippe… ein Dauerfavorit 😖 das ganze Jahr über, aber vor allem im Winterhalbjahr.

Was genau ist eine Magen-Darm-Grippe?

Auf “medizinisch” nennt man sie auch Gastroenteritis. Sie tritt in der Regel akut (= plötzlich) auf und kann Übelkeit/Erbrechen und/oder Durchfall umfassen.

Die Symptome können auch einzeln auftreten - in diesen Fällen sollte man korrekter von einer Magengrippe (Gastritis) oder einer Darmgrippe (Enteritis) sprechen.

Wie kommt es zur Magen-Darm-Grippe?

In den meisten Fällen stecken sich die Kinder im Kindergarten oder in der Schule an. Verantwortlich für die Infektion sind meistens ansteckende Viren - am Bekanntesten Rota-Viren oder Noro-Viren. Seltener sind Bakterien oder eine Lebensmittelvergiftung z.B. bei einer Party dafür verantwortlich.

Erste Hilfe bei Darmgrippe - auf natürliche Art!

  1. Ruhe Bewahren und Lieblingssofa abdecken

Panik hilft weder Dir, noch Deinem Kind. Hole einmal tief Luft und räume den geliebten Teppich weg. Danach sind das Sofa und das Bett dran und sollten mit z.B. Laken oder grossen Decken oder Handtüchern abgedeckt werden. Das Erbrechen selbst ist schon unangenehm genug, Du willst Dich danach sicher nicht noch mit dem vollgesaugten und sauer riechenden Sofa auseinandersetzen.

2. Die grosse Schüssel immer parat haben

Am besten hast Du eine grosse, tiefe (damit nichts daneben geht) Plastikschüssel (geht nicht zu Bruch) immer griffbereit. Zugegeben ist es bei kleinen Kindern schwierig, alles mit der Schüssel aufzufangen, aber es ist immer noch besser als gar nichts. Kinder im Alter über 4-5 Jahren sind zum Glück in der Lage, rechtzeitig Alarm zu schlagen.

3. Flüssigkeitsverlust ausgleichen

Egal, ob durch Erbrechen oder Durchfall, Dein Kind verliert Flüssigkeit, besonders, wenn es noch dazu Fieber hat. Sorge dafür, dass Dein Kind ständig löffelweise ( !!! ) trinkt. Es darf also nicht aus der Schoppenflasche selbst trinken, vor allem nicht am Anfang!

Grössere Mengen Flüssigkeit werden meist sofort wieder erbrochen. Fang mit einem Teelöffel alle 3-4 Minuten an. Nach 2 Stunden kannst Du zu einem Esslöffel alle 3-4 Minuten übergehen. So kannst Du langsam die Flüssigkeitszufuhr steigern.

Bei erneutem Erbrechen nicht verzweifeln, aber einfach wieder von vorne anfangen!

4. Keine Milch geben!!!

Milch enthält Laktose und Milchproteine, die die Magenschleimhaut besonders reizen.

Ich empfehle, ausser bei stillenden Müttern, ganz auf Milch zu verzichten, da sich das Erbrechen - aber auch der Durchfall - meist verschlimmern. Wenn Dein Kind partout nicht auf Milch verzichten kann, kannst Du sie mit Wasser (besser noch Reiswasser) verdünnen.

Die einzige echte Ausnahme ist Muttermilch: wenn Du Dein Kind stillst, dann besser häufiger, dafür aber jeweils kurz die Brust geben.

5. Warme Umschläge auf das Bäuchlein

Wenn Dein Kind über Bauchschmerzen klagt, dann lohnt sich ein Versuch mit warmen Umschlägen. Nimm dafür entweder ein Baumwolltuch, ein Handtuch, ein Kirschkernkissen oder etwas Ähnliches. Deinem Einfallsreichtum sind keine Grenzen gesetzt, solange das Bäuchlein auf sanfte Art erwärmt wird.

Alternativ kannst Du einen Esslöffel Olivenöl auf ein Baumwolltuch träufeln, dieses erwärmen und auf den Bauch legen. Darüber kommt ein weiteres Tuch. Bei kleinen Kindern muss man das Ganze noch fixieren, indem Du z.B. eine Mullbinde um das Bäuchlein wickelst. Bei Babys kann man ein warmes Tuch auf den Bauch legen und mit dem Body fixieren.

6. Wundersame klare Flüssigkeiten 🍵

Koche eine Hühnerbrühe und gib Sie sie löffelweise abwechselnd mit gesüßtem Tee oder Elektrolytlösung.

Unter den Kräutern helfen am besten Minze, Ingwer und Fenchel bei Erbrechen. Bei Durchfall gebe ich entweder Oregano oder Zitronenmelisse als Tee. Ingwer wirkt am stärksten gegen Übelkeit, ist aber wegen seiner Schärfe und des Geruchs bei Kleinkindern etwa so beliebt wie …Knoblauch bei Vampiren.

Die Herstellung eines Tees ist einfach: Nimm 3-5 Scheiben Ingwer und koche diese in 1 Liter Wasser auf kleiner Flamme für 5-10 Minuten. Tee mit Honig oder braunem Zucker süssen und löffelweise geben. Das gleiche kannst Du mit Minze oder Fenchel machen.

(VORSICHT: Besser keine Minze für stillende Mamis)

7. Was essen bei Magen-Darm-Grippe?

Sobald sich die Situation etwas beruhigt hat, empfehle ich mit Salzstängeli und Reis als erste Schritte zu beginnen. Andere mögliche Formen von Reis sind z.B. Reiswasser, gekochter Risottoreis oder auch Reiswaffeln. Je klebriger der Reis, desto besser und effektiver.

Unsere Grosseltern haben das sogenannte Congé gekocht, welches übrigens immer noch populär ist als stärkende Ernährung in vielen asiatischen Ländern. Dies einfachste Variante ist: eine Tasse Risottoreis oder Milchreis (ich meine die Reissorte, nicht die Süss-Speise!) auf 8-10 Tassen Wasser mit etwas Salz und einer Prise Zucker geben, kochen bis das Wasser verkocht ist und es eine Art Brei geworden ist; löffelweise essen.

Es folgen geringe Mengen Pasta, Naturjoghurt (wenn’s geht von Schaf oder Ziege), Huhn und Gemüse. Verzichte zu Beginn auf Gebratenes, Fertiglebensmittel (Schokoriegel, Fast Food, Cornflakes usw.) und Milch, bis sich der Stuhlgang völlig normalisiert hat.

8. Probiotika bei Magen-Darm-Grippe? Wenn ja, welche?

Entgegen dem, was ich immer wieder von Eltern höre, sind Probiotika für die Anfangsphase gerade bei Magenbeschwerden nicht geeignet. Obwohl Sie theoretisch helfen können, verlassen sie meistens den Magen direkt wieder mit dem Erbrochenen.

Wenn einmal die leidige Brechphase überstanden ist, kann ein gutes Probiotikum zusammen mit der oben Diät aber durchaus sinnvoll sein. Häufig bekommt man bereits vom Kinderarzt z.B. Bioflorin-Kapseln, diese enthalten aber nur einen Bakterienstamm - sind aber sicher besser als nichts.

Bessere Erfahrungen mache ich mit z.B. Probapure oder Symbiolact - das sind hochqualitative Probiotika, welche eine Vielfalt von Bakterienstämmen enthalten. Sie verkürzen deutlich die Zeit bis zur vollständigen Genesung.

9. Homöopathie bei Darmgrippe!

Wer von Homöopathie überhaupt keine Ahnung hat, lässt sich am besten von einem Homöopathen beraten.

Für interessierte Anfänger gibt es ausserdem auf dem deutschen Markt zahlreiche Bücher in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Ich empfehle sehr gerne zum Einstieg den Ratgeber von Grollmann und Maurer “Homöopathische Selbstbehandlung in Akutfällen” oder den kleinen Ratgeber von Sommer “Homöopathie für Kinder”.


Das bekannteste Mittel bei akuter Gastroenteritis ist Arsenicum album - vor allem wenn sich die Kinder absolut elend fühlen und sowohl Erbrechen als auch Durchfall haben. Arsenicum Album ist das Mittel der Wahl bei Lebensmittelvergiftung. Andere häufig eingesetzte Mittel sind: Bryonia, Pulsatilla, Colocynthis, Nux vomica, Ipecacuanha und Phosphorus.

Gute Besserung! 🌷