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Natürlicher Sonnenschutz für Babys und Kinder

Der Sommer steht schon wieder vor der Tür und für die meisten Familien gehört die Sonnencreme zur Standardausrüstung bei Ausflügen und Ferien. Ich rate Eltern, auch an andere Möglichkeiten des Sonnenschutzes zu denken und auf Sonnencremes möglichst zu verzichten. In diesem Artikel erkläre ich, warum das wichtig ist und was wir für Alternativen haben.

“Können sie mir eine gute Sonnencreme empfehlen?”, werde ich oft gefragt. Gemeint ist damit natürlich “ohne (viel) Chemie”.

Besonders Eltern von kleinen Kindern treibt diese Frage um, will man doch die Sonne voll geniessen, wenn sie denn mal scheint. Für mich ist die Sonnencreme aber die ultima ratio des Sonnenschutzes.

Bevor ich meine Kinder mit Sonnencreme behandle gibt es noch einige andere Möglichkeiten, dem Sonnenbrand aus dem Weg zu gehen.

Alternativen zur Sonnencreme

Dieser Artikel bezieht sich auf Kinder im Alter über 3 Jahren. Bei jüngeren Kindern empfehle ich lediglich eine direkte Sonnenexposition von nicht mehr als 5 bis 10 Minuten täglich.

Ich fange mit dem eigentlich Selbstverständlichen an, weil nicht alle Eltern sich mit dem Thema schon ausführlich befasst haben. 

Babys und Kleinkinder bis zum Alter von 3 Jahren sollten idealerweise nicht mehr als einige Minuten täglich ungeschützt der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden.

Für ältere Kinder und Erwachsene sind im Sommer morgens bis 11.00 Uhr und abends ab 17 Uhr die besten Zeiten, da die UV-Belastung geringer ist. 


Alles, was ich in diesem Artikel anspreche, sind verschiedene Arten des Sonnenschutzes, bevor auch nur ein Tropfen Sonnencreme benutzt werden muss. 

1. Schatten ist kostenlos!

Ganz ohne Ironie empfehle ich ein schattiges Plätzchen als Erstes. Ich kann wirklich nicht verstehen, warum Eltern gerade mit kleinen Kindern in der grössten Mittagshitze in der Sonne sitzen müssen, wenn es 3 Meter weiter einen schönen Baum gibt, unter dem die Kleinen wunderbar spielen können.

Am besten ist immer, früh am See, in der Badi oder am Strand anzukommen und sich ein geeignetes Schattenplätzchen zu suchen.

Obwohl alle einen Sonnenschirm mit zum Strand schleppen, schützt dieser vor allem wenn die Strahlung fast direkt von oben kommt (ca. 12 bis 15 Uhr). Zu dieser Zeit in der Sonne zu sein, wird aber sowieso für Kinder nicht empfohlen.

Wenn sehr viele Liegen und Sonnenschirme nebeneinander stehen, kann man sehr gut beobachten, dass man im besten Fall im Schatten eines anderen Schirmes liegt. Ein Schirm allein hilft nicht sehr viel.

Stehen mehrere Sonnenschirme zur Verfügung (z.B. mehrere Familien zusammen) dann sieht das schon etwas besser aus. 

  • Sonnenschirm - ein mobiler Schatten, der je nach Untergrund und Windverhältnissen aber umständlich sein kann. Ein Sonnenschirm schützt uns vor circa 15% der Sonnenstrahlung. Auch unter dem Schirm ist man immer noch um die 85% der vollen Sonnenstrahlung ausgesetzt, da Sand, Gras und Wasser das Sonnenlicht auch unter den Schirm reflektieren, d.h. man kann sich auch unter einem Sonnenschirm verbrennen.

  • Natürlicher Schatten - ist leider nicht immer verfügbar. Ein Baum allein ist noch kein guter Sonnenschutz, ein Blätterdach von mehreren Bäumen kann aber circa 50% der Sonnenstrahlung abblocken.

2. Hut mit breiter Krempe

Kopfbedeckung - die einfachste Form des mobilen Schattens. Hüte werden bei Kindern viel zu wenig genutzt und dann häufig auch noch falsch. Am besten sind Hüte mit breiter Krempe, die sowohl den Nacken als auch das Gesicht schützen.

Egal, wohin Dein Kind geht, die Mütze und damit der Schatten gehen mit. Schirmmützen (Basecaps) sind weniger gut geeignet, da sie den Nacken ungeschützt lassen.

Immer wieder höre ich von Eltern, dass ihre Kinder den Hut überhaupt nicht mögen und immer wieder abnehmen.

Es geht hier aber nicht um eine Haarschleife die herzig aussieht, sondern um die Gesundheit des Kindes und da solle man ein wenig bestimmter und strenger sein. Über den Sicherheitsgurt im Auto diskutieren wir ja auch nicht - hoffe ich!

Auch so eine Krempe schützt gut.

Sehr schönes Beispiel, gibt es in verschiedenen Farben

Dieser Hut ist tiptop für Buben, die nicht sofort alle Hüte abreissen.

Am besten sind Hüte zum Festbinden. Gummibänder oder Klettverschlüsse sind erfahrungsgemäss weniger gut geeignet. Steter Tropfen höhlt den Stein - es braucht vor allem Persistenz und Geduld von der Seite der Eltern, damit sich ein Kind an diese Massnahme gewöhnen kann.


3. Lockere Kleidung schützt ebenfalls

Entsprechend dem aktuell geltenden Schönheitsideal ist braune Haut auch gesunde und schöne Haut.

Dementsprechend erscheint es paradox, die Haut unter der Kleidung vor der Sonne zu verstecken. Kleidung ist aber im Vergleich zur Sonnencreme die einfachere und natürlichere Variante des Sonnenschutzes.

  • T-Shirt und Hose - man glaubt’s nicht, aber auch einfache Stoffe haben einen SPF zwischen 20 und 30 (!!!). Hinsichtlich des Sonnenschutzes spielt die Farbe der Kleidung kaum eine Rolle, aber natürlich heizen sich helle Kleidungsstücke nicht so schnell auf. Der Sonnenschutz ist aber effektiver, je länger die Ärmel und je weiter (weniger eng) das Kleidungsstück ist.


4. Badebekleidung mit UV-Schutz

Diese Badekleider sind besonders für Kinder bis circa 6 Jahren geeignet.

Vor einigen Jahrzehnten wurde man noch komisch angeschaut, wenn man seinen Kindern einen solchen Anzug verpasst hat. Da gab es Kommentare von “Das Kind wird sich erkälten!” bis hin zu “Das Kind schwitzt sich ja zu Tode!”. Heute gehört das zum normalen Strandbild dazu. 

So z.B. für kleine Buben….

…und Mädchen!

Für meine Kinder habe ich als sie noch klein waren diese praktischen Einteiler genutzt. Zusammen mit einem Hut war es die perfekte Strandbekleidung. Für Babys gibt es sogar solche Anzüge, die bis zum Hand- bzw. Fussgelenk

Eine Nummer grösser gekauft, sollten die Sachen auch im kommenden Jahr noch passen. Der Sonnenschutzfaktor (SPF) liegt laut Herstellern um die 50. Aufgrund der speziellen Stoffe schützen sie besser als einfache Baumwollkleidung.

Man kann sie kleinen Kindern auch gut im Wasser oder über einer Windel anziehen. Zusätzlich Sonnencreme braucht es dann in der Regel nur auf den sonnenexponierten Körperteilen. Auf diese Art haben sich meine Kinder nie verbrannt. 

5. Vorsicht vor Verbrennungen im Auto!

Solche, häufig einseitige Verbrennungen sehe ich häufig in der Praxis, weil diese Gefahr meist übersehen wird. Und es geht wirklich schneller, als man denkt. Man will nur schnell irgendwohin fahren und dann steht man im Stau oder muss noch etwas anderes erledigen und das Kind sitzt in der Sonne. 

Auch wir hatten für unsere Kinder diese Sonnenblenden, die ganz gut helfen wenn nicht das Fenster viel grösser ist als die Sonnenblende: 

Inzwischen haben wir die abdunkelnden Folien für uns entdeckt. Sie reflektieren das Licht und das Auto wärmt sich weniger auf.

Den Unterschied sieht man an der eigenen Haut, wenn man mal mit offenem Fenster gefahren ist. Zuerst hatte mein Mann versucht, diese selbst anzubringen, aber das ist… nicht wirklich gut rausgekommen. 😕

Im Zweifelsfall würde ich die Spezialfolien von einem Experten anbringen lassen. Das hält dann für Jahre und der Innenraum des Autos heizt sich weniger auf.

Man kann also das Lenkrad anfassen, ohne sich die Finger zu verbrennen, wenn das Auto wieder einmal länger in der Sonne gestanden hat. 

6. Sonnencremes für Babys und Kleinkinder

Die natürlichsten Cremes auf dem Markt sind etwas umständlich, weil sie auf Mineralbasis hergestellt und eher zäh sind. Schau nach “Non-nano Mineralfilter” auf der Packung, hier z.B. diese:

Die Diskussion über die Inhaltsstoffe ist gross und ich gehe dem eigentlich aus dem Weg, indem ich jegliche Cremes so selten wie möglich anwende. 

Wie gesagt ist das möglich, wenn man

  • Die Mittagsstunden meidet

  • Schatten sucht

  • Hut und passende Kleidung hat

  • Kleidung mit UV-Schutz hat