Vitamin-D-Mangel bei Babys und Kindern?
Was ist genau dieses Vitamin D und warum wird in den letzten Jahren so viel Theater darum gemacht? Haben wir und unsere Kinder wirklich so einen eklatanten Mangel, dass wir alle Nahrungsergänzungsmittel nehmen müssen? Was hat sich denn verändert im Vergleich zu früher?
Was ist Vitamin D?
Also zuallererst - das Vitamin ist eigentlich… gar kein echtes Vitamin! 😱
Ein Vitamin ist eine Substanz, die unser Körper in kleinen Mengen benötigt, aber nicht selbst herstellen kann. Wir sind also gezwungen, Vitamine mit der Nahrung aufzunehmen.
Vitamin D kann unser Körper aber sehr wohl selbst herstellen - eigentlich müssten wir uns einen korrekteren Namen für diese Substanz ausdenken. Betrachtet man jedenfalls seine Eigenschaften, dann ähnelt es viel mehr einem Hormon.
Hauptsächlich in unserer Haut stellt unser Körper aus Cholesterol Vitamin D her. Wie die meisten ja bereits wissen, benötigt unser Körper dafür UV-Licht. Was viele hingegen nicht wissen ist, dass auch Nieren und Leber im Vitamin-D-Kreislauf involviert sind.
Vitamin-D-Mangel in unserem Alltag
In den vergangenen 50 Jahren hat sich unser Alltag enorm verändert. Viele Menschen verbringen deutlich mehr Zeit abseits von der Sonne in geschlossenen Räumen und so verwundert es nicht, dass auch im Sommer die Vitamin-D-Werte zu niedrig sind. Auch Kinder spielen seltener an der frischen Luft, seitdem es im Haus Bildschirme gibt.
Am Vitamin D wird in den vergangenen 15 Jahren enorm viel geforscht. Es liegen zahlreiche Daten vor, die es teilweise auch bis in die Boulevardmedien geschafft und das Vitamin so “berühmt” gemacht haben.
So hat sich Vitamin D zu einem modernen Gesundheitsthema gemausert. Das gilt nicht nur für die Kinderheilkunde, sondern auch für die Erwachsenen- und insbesondere die Altersmedizin.
Ursachen von Vitamin-D-Mangel
Mangelernährung/schlechte Ernährung
Erhöhter Bedarf bei z.B. Kindern, in Schwangerschaft und Stillzeit
Zu geringe Sonnenexposition oder Missbrauch von Sonnenschutz
Gestörte Aufnahme aus der Nahrung durch chronische Magen-Darm-Erkrankungen
Was sind Vitamin-D-Mangelsymptome?
Bei Erwachsenen denkt man zuerst an Probleme mit den Knochen oder an Haarausfall. Es wurde aber inzwischen festgestellt, dass Vitamin D viel mehr Vorgänge in unserem Körper beeinflusst als nur den Knochenstoffwechsel.
Es beeinflusst auch das Immunsystem, unsere Psyche und allgemeines Wohlbefinden.
Menschen mit ständiger Müdigkeit oder depressiven Verstimmungen haben nicht selten einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel.
Bei Kindern war es früher vor allem die Rachitis (Knochenerweichung), die durch einen Vitamin-D-Mangel ausgelöst wurde und sich durch Verformungen der Knochen, Hautausschläge, Verstopfung und Zahndefekte bemerkbar machte.
Heute kommt die echte Rachitis glücklicherweise nur noch sehr selten vor. Auch bei Kindern die ständig krank sind lohnt es sich, einen Blick auf den Vitamin-D-Spiegel zu werfen. Ein Vitamin-D-Mangel ist häufig zumindest teilweise mitverantwortlich, wenn das Immunsystem nicht gut funktioniert.
Was sind normale Vitamin-D-Blutwerte?
Unausweichlich wird heutzutage deshalb bei einem Routinebluttest auch der Vitamin-D-Spiegel bestimmt und dann kommt bei sonst gesunden Kindern die Frage, wie hoch denn der Spiegel sein sollte. Je höher, desto besser? Darüber streiten sich die Gelehrten in den verschiedenen Ländern.
Bei Blutwerten unter 12 ng/ml spricht man von einem Vitamin-D-Mangel.
Eines ist sicher - seit meinem Medizinstudium haben sich Referenzwerte und Empfehlungen verändert und ich denke, dass wir auch in weiteren 10 Jahre wieder andere Normwerte und Expertenmeinungen haben werden.
Vitamin D für Babys und Kinder
Babys und Kinder bis zum Alter von 2 Jahren
Es wird in unseren Breitengraden empfohlen, sicher im 1. Lebensjahr 400 IE pro Tag zu supplementieren (als Tropfen). Ebenfalls ist es sinnvoll, dass stillende Mamis täglich ein Multivitamintablette einnehmen, damit sie selbst nicht in einen starken Vitamin-D-Mangel rutschen. Etwas Vitamin D wird auch über die Muttermilch dem Baby zugute kommen! 😄
Kinder über 2 Jahren und Erwachsene
Allgemein wird empfohlen, durch Sonnenexposition, durch die Nahrung (siehe weiter unten im Artikel!) oder durch Nahrungsergänzung circa 600-800 IE (Internationale Einheiten) Vitamin D täglich zu sich zu nehmen.
Solche Werte lassen sich zwar in den Winter- und Frühlingsmonaten auch in Südeuropa nicht erreichen, dennoch wird keine zusätzlich Einnahme von Vitamin D empfohlen.
Unabhängig davon, ob Pharmafirmen ihre Vitamin-D-Präparate mit allerlei Versprechen bewerben, rate ich davon ab, etwas einzunehmen, NUR weil die Blutwerte niedrig gewesen sind. Kinder und Erwachsene, die sich körperlich und seelisch gesund fühlen, müssen keine Vitamin-D-Präparate einnehmen.
Von den oben beschriebenen Symptomen ist es bei Kindern vor allem die erhöhte Krankheitsanfälligkeit, also das schwache Immunsystem, die zu einer Bestimmung des Vitamin-D-Wertes führen sollte.
Bei gesunden Kindern gibt es keinen Grund, den Vitamin-D-Spiegel messen zu lassen - warum auch?
Primär wird bei Kindern mit symptomatischem Vitamin-D-Mangel empfohlen, natürliche Massnahmen zu ergreifen. Das hat verschiedene Gründe:
Ein schwaches Immunsystem ist nicht allein auf einen Vitamin-D-Mangel zurückzuführen.
Natürliche Massnahmen lassen sich dauerhaft in den Alltag integrieren. Wer will schon über Jahre Vitamin-D-Tropfen oder Pillen einnehmen?
Die Wirksamkeit von natürlichem Vitamin D ist höher, als die von künstlich hergestelltem.
Neben einer Anpassung der Ernährung (siehe weiter unten im Artikel) gehört zu den natürlichen Massnahmen auch die regelmässige Bewegung an der frischen Luft.
Je häufiger Kinder draussen spielen, desto besser. Mindestens an 2 Tagen pro Woche sollten sie für 20 Minuten draussen sein. Das sollte sich machen lassen, oder. In den Sommermonaten reichen auch 10-15 Minuten für eine gute Vitamin-D Produktion - in dieser Zeit sollten Kinder kurzärmelig ohne Sonnenschutz-Crème draussen sein.
Vielleicht kannst Du Dein Kind für eine Freiluftsportart begeistern?
Falls die natürlichen Massnahmen nichts bringen, oder man aus anderen Gründen direkt zur Nahrungsergänzung übergehen möchte, dann empfehle ich die Einnahme von Vitamin-D-Tropfen bei Kindern über einen Zeitraum von 3 bis 6 Monaten. Wiederholte Kontrollen der Vitamin-D-Werte im Blut sind dann meist nicht mehr notwendig!
Als Therapieerfolg gilt einzig und allein eine Besserung der Symptome, nicht der Blutwerte!!!
Welche Nahrungsmittel haben viel Vitamin D?
Man kann auch recht viel Vitamin D über die Nahrung aufnehmen.
Genauer gesagt handelt es sich um eine Vorstufe von Vitamin D, die aber entweder selbst schon wirksam ist, oder aber in unserem Körper in die wirksame Form umgewandelt wird.
Wie Vitamin E ist auch Vitamin D fettlöslich und kommt deshalb in fettigen Lebensmitteln vor. Beispiele dafür sind sehr fettige Fische wie Lachs, Sardellen der Makrelen. Auch Thunfisch gehört dazu, aber leider sollten besonders Schwangere und Stillende wegen der Quecksilberbelastung darauf verzichten. Eine Vitamin D-Quelle als Nahrungsergänzung ist Lebertran, den vor einigen Jahrzehnten so wahrscheinlich jedes Kind gehasst hat, und jetzt kaum ein Kind noch kennt.
Die nächste Lebensmittelgruppe sind die Milchprodukte, allen voran Butter und Hartkäse. Wer hier die Möglichkeit hat, vom Bauern nebenan qualitativ hochwertige Produkte zu kaufen, sollte die Gelegenheit beim Schopfe packen. Eier enthalten ebenfalls viel Vitamin D und zwar im Eigelb.
Weitere Speisen mit einem hohen Gehalt an Vitamin D, auf die ich aber gerne verzichte, sind Leber und andere Innereien. Als Kind hätte ich immer heulen können, wenn es in der Schulspeisung “leckere” Kutteln gab. Aber auch Suppen aus Niere und Leber finden ihre Liebhaber. In diesem Fall muss man gerade bei der Leber auf eine gute Qualität achten, denn in der Leber landen alle “Gifte” des Körpers, wo sie eingelagert und entschärft werden und wer mag schon gern zusammen mit Eisen und Vitamin D auch eine hohe Dosis von Antibiotika (Stichwort “Tiernahrung”) zu sich nehmen?
Wer sich vegetarisch ernährt, kann über die Nahrung Vitamin D aufnehmen. Eine Möglichkeit ist die Avocado, eine andere sind Pilze. Beide kann man frisch auf verschiedene Arten zu Salaten verarbeiten.
Die Lebensmittelindustrie hat inzwischen auch spitzgekriegt, dass man mit Vitamin D viiiel Geld verdienen kann und es werden Milch, Müsli und andere mit dem Vitamin angereicherte Produkte auf den Markt geworfen. Es ist überflüssig zu sagen, dass ich nichts von derartigen Produkten halte - ich sag’s aber trotzdem 😉.
Was Du Dir von diesem Artikel merken solltest:
Vitamin D ist kein echtes Vitamin - es verhält sich mehr wie ein Hormon.
Ursache eines Vitamin-D-Mangels ist häufig der Lebensstil.
Bei gesunden Kindern sollte der Vitamin-D-Wert nicht gemessen werden.
Ein Mangel äussert sich bei Kindern vor allem durch ein schwaches Immunsystem.
Kinder mit Vitamin-D-Mangel sollten nach Möglichkeit draussen in der Sonne spielen. Im Sommer sind dafür die Morgen- und Nachmittagsstunden am besten, da sie dann keinen Sonnenschutz brauchen.
Kann das Kind nicht draussen spielen, sollte es zumindest über die Nahrung vermehrt Vitamin D zu sich nehmen. Es müssen nicht zwangsläufig Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.
Wenn es dann doch Vitamin-D-Tropfen sein müssen, dann sind für Kinder bis zum Altenr von 2 Jahren 400-500 Internationale Einheiten (IE) pro Tag und für ältere Kinder und Erwachsene 600-800 IE empfohlen.